Best of Omnibus Wind Ensemble Circo della vita
From the vaults of the OPUS 3 records shelves!
Seit im Herbst des letzten Jahres das OPUS 3-eigene Mastering-Studio eingerichtet ist, hat Jan-Eric Persson über einen Best of Sampler des OWE nachgedacht. Dieser liegt jetzt mit 'Circo della vita' - Best of Omnibus Wind Ensemble vor, der ausschließlich Titel früherer Veröffentlichungen enthält, die zwar noch in kleinen Stückzahlen verfügbar sind, aber noch in diesem Jahr auslaufen und nicht mehr neu aufgelegt werden.
Aufwändigst aufgearbeitet ist hier das Beste der drei Veröffentlichungen jenseits des Music by Frank Zappa - Albums versammelt. Und lassen Sie es mich vorsichtig formulieren: 'Circo della vita' ist ein musikalisches und klangliches Fest!
Wie frisch und unverbraucht diese swingenden, jubilierenden, manchmal klagenden, manchmal romantischen Aufnahmen in DSD 24 bit klingen können - das ist schon erstaunlich!
Vor dem Hintergrund, dass drei der vier OWE-Veröffentlichungen (das Music by Frank Zappa Album bleibt weiter erhältlich!) aus dem OPUS 3-Programm Ende des Jahres gestrichen werden, ist 'Circo della vita' mit einer satten Spieldauer von knapp (und wie im Nu vergehenden!) 78 Minuten Spielzeit eine prall gefüllte Konserve, die das Zeug zum nächsten OWE-Bestseller hat!
Gesucht und gefunden
Als sich die 12 Musiker 1982 zur ersten Probe treffen, steht das Projekt unter kuriosen Vorzeichen.
Ein großer Teil der Probenteilnehmer ist zu jener Zeit nämlich arbeitslos und über eine Projektvermittlung eines schwedischen Kulturfonds in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt vermittelt worden.
Bei den Teilnehmern handelt es sich durchweg um ausgebildete Orchestermusiker, die in Ermangelung einer festen Anstellung, lehrender Tätigkeit oder fehlender Engagements den Weg zur Arbeitsvermittlung angetreten haben.
Die anfängliche Skepsis weicht schon bald der gemeinsamen Überzeugung, das hier - Sie entschuldigen meine saloppe Formulierung - zusammenwachsen wird, was auch zusammengehört. Das Projekt erhält den Namen Omnibus Wind Ensemble (OWE) - im Kern ein Bläserensemble, erweitert um Kontrabass und Percussion.
Man beginnt mit der Erarbeitung eines umfassenden Repertoires, gibt Konzerte, erfährt Respekt und Anerkennung für akribische, zugleich aber auch originelle Arrangements und eine entsprechend humorvolle Aufführungspraxis. Mit dem erfolgreichen Spagat zwischen klassischer Musik und Jazz begeistert das OWE seine Zuhörerschaft und eine stetig wachsende Fangemeinde. Und das Beste von allem: die Mitglieder des OWE können sich von Ihrem Projekt ernähren.
Im Laufe der Jahre erfährt das OWE hier und da Umbesetzungen, aber ein Kern von 9 Musikern aus dem Gründungsteam bleiben dem Projekt von der ersten Minute an treu.
Die ersten beiden Alben
10 Jahre nach Ensemble-Gründung produziert und veröffentlicht Jan-Eric Persson das erste OWE-Album "From Mozart to Zappa". Der programmatische Titel dieses Debutalbums läßt keine Zweifel aufkommen: hier wird jenseits der üblichen Konventionen lustvoll musiziert! Im Vorfeld zu dieser Produktion gibt es 1990 im Rahmen einer internationalen Band & Orchestra Clinic in Chicago vor mehreren tausend Zuhörern einen umjubelten Auftritt. Mozarts Serenade Nr. 12, KV 388 und Florent Schmitts Lied und Scherzo op. 54 sind hundertprozentige Anspieltipps und erklären den hohen OWE-Suchtfaktor!
Das Album verkauft sich überraschend erfolgreich und erzeugt Nachfrage, der bereits ein Jahr später mit dem Folgealbum 'Viriditas per Omnibus' entsprochen wird. Ausschließlich schwedische Komponisten wurden bei der Materialsichtung für diese CD berücksichtigt. Die Bandbreite der vorgestellten Werke reicht von Tor Aulin bis zu Wilhelm Peterson-Berger und bildet eine wertvolle (keinesfalls dröge oder gar langweilige!) Übersicht zur schwedischen Musik der letzten beiden Jahrhunderte, die vielfältig, virtuos und in typischer OWE-Originalität dargeboten wird! Auch wer mit den Komponistennamen nichts anzufangen weiß, braucht Langeweile nicht zu fürchten, denn für blitzsaubere Romantik ist gesorgt. Tor Aulins From Four Water-Colours und Joseph Martin Kraus´ Musik zu Molieres Amphitryon sind hier als Anspieltipps allererste Wahl!
Der Durchbruch
1994 erscheint das vielbejubelte Bestselleralbum 'Music by Frank Zappa'. Der Spaß am stilistischen Crossover hatte das OWE bereits seit seiner Gründung vorangetrieben und mit entsprechenden Darbietungen vor allem bei Live-Auftritten immer wieder für Furore gesorgt.
Eher zufällig ergibt sich die Idee zu diesem Konzeptalbum, als sich herausstellt, dass nicht nur ein großer Teil der Ensembles sondern auch Jan-Eric Persson ausgewiesene Zappa-Fans sind! Ich möchte an dieser Stelle auf das legendäre Interview von Jonathan Scull in der STEREOPHILE (Oktoberausgabe 1995) verweisen, in dem Jan-Eric Persson zu dieser Thematik ausführlich Stellung nimmt. Aber zurück zum Thema: nach der Veröffentlichung dieses Albums hagelt es Bombenkritiken weltweit. Selbst der als extrem kritisch geltende amerikanische Zappa-Fanclub überschlägt sich mit seiner Kritik und ordert spontan 500 Exemplare der CD für seine Mitglieder. Im
selbstherausgegebenen Fanzine wird mit Lob nicht gespart! Und das völlig zurecht: unglaublich spritzig und humorvoll interpretiert, aufnahmetechnisch ein echtes Juwel - ein Muß nicht nur für Zappa-Fans! Als Zugabe gibt´s noch Ravels Bolero.
Inca Roads (mit sehr schönen, überlagerten Zitaten aus Wilhelm Peterson-Bergers By Frösö Church und Brown Shoes Don´t Make It sind absolute Kracher auf diesem Album.
Das Sahneschnittchen
1996 erscheint mit der HDCD 'Opera Pearls' das vierte und bislang letzte Album des Ensembles. Es zeigt einen weiteren musikalischen Schwerpunkt des Ensembles. Das Album enthält ausgewählte "Evergreens" aus der Welt der Oper.
Schon seit seiner Gründung hatte das Ensemble Opern-Overtüren und -Arien aufgeführt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich diese Praxis zu einer Art Spezialität, die vom Publikum begeistert aufgenommen worden ist.
Opera Pearls enthält berühmte Overtüren und wunderbar betörende Arien - mit großer Hingabe und einigem Witz interpretiert - Eigenschaften, für die das OWE seit seiner ersten Veröffentlichung gerühmt wird und die mit der absolut einzigartigen Besetzung des Ensembles so prächtig harmonieren.
Die inspirierten und erfrischenden Interpretationen der zwölf Musiker des OWEs zeigen das Ensemble auf der Höhe seines Schaffens! Die Repertoire-Auswahl (Bizet - Mozart - Nielsen - Rossini - Wagner) spricht einmal mehr für sich. Die Overtüren zu Carmen und Tannhäuser und der Marsch der Priester aus der Zauberflöte gehören zum absolut Besten, was das Ensemble je eingespielt hat.
Das Ende
Schon vor der Einspielung dieses Albums zeigen sich allerdings ernsthafte Zerfallserscheinungen der Gruppe.
Nach 14 Jahren suchen einige Mitglieder eine neue Herausforderung. Es folgt das Unausweichliche: die Auflösung des Ensembles.
Die Wende?
Ganz im Trend der Zeit denkt das Omnibus Wind Ensemble für 2009 eine Reunion. Ob ein neues Album geplant ist, weiß im Moment niemand. Wer aber Jan-Eric Persson kennt....
Weitere Veröffentlichungen des Omnibus Wind Ensembles:
CD 19304 - Omnibus Wind Ensemble "Viriditas per Omnibus"
SACD 19423 - Omnibus Wind Ensemble "Music by Frank Zappa"
Spaßgebläse? Mitnichten. Das schwedische Omnibus Wind Ensemble mag mit seiner Einspielung von Frank-Zappa-Songs Humor bewiesen und eine gewisse Popularität erreicht haben. Dessen ungeachtet sind die zwölf Herrschaften aber hoch respektable Instrumentalisten und fühlen sich als solche in allen Stilrichtungen gleichermaßen wohl. Seit 1981 gibt es das Bläserensemble nun schon, vier CDs sind bislang erschienen - da darf man durchaus Zwischenbilanz ziehen. Die fällt in jeder Hinsicht positiv aus. Klanglich gab es ohnehin noch nie etwas zu bemängeln, schließlich veröffentlichten die Omnibussianer immer schon bei OPUS 3, dem skandinavischen Audiophilenlabel. Musikalisch wird ein bunter Reigen geboten, ein musikalisches Tafelkonfekt mit umarrangierten Opernmelodien von Mozart, Rossini, Bizet und neueren skandinavischen Kompositionen. Wohlklang ist Trumpf, und das ist auch schon der einzige leise Kritikpunkt an dieser Best-of-Produktion - ein veritabler akustischer Sorgenvertreiber. Michael Vrzal in image hifi 3/2009